[ home | board | travels | tolkien | links ]
- turkey . sweden . usa . norway -
Freitag, 28.06.2002, 02.04 Uhr
Autor: Stefan
Robert verabschiedet sich für eine Woche. Planung ist relativ abgeschlossen. Wenn alles gut geht, sehen wir uns nächste Woche Freitag mittags im Hardangervidda-Nature-Center. In Övre Eidfjord. Wir wollen um 4.30 Uhr Richtung S-Bahn starten. Stef' packt noch Restsachen. Antje's Rucksack liegt bei knapp 20 kg. Meiner wiegt 25 kg.
Der Bus startet um 6.00 Uhr und soll 22.30 Uhr in Oslo sein. Mit Glück erreichen wir den Nachtzug um 23.11 Uhr Richtung Finse und
sind um 4.00 Uhr dort. Kommunikation mit Robi zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr per Handy.
Master Stef
Freitag, 28.06.2002, 15.30 Uhr
Autor: Stefan
Inzwischen haben wir Schweden erreicht. Hat alles gut mit dem Bus geklappt, vor allem hat jeder einen Doppelsitz. Da wir die Nacht
durchgemacht haben, besteht unsere Hauptbeschäftigung aus schlafen. Der Master Stef'-Rucksack ist bei 30 kg gelandet, 2 kg futtern
wir aber auf der Fahrt leer, so daß noch 28 kg bleiben. Mußte schon in Berlin feststellen, daß das 2 harte Wochen
werden. 28 kg sind doch mehr als erwartet.
Antje liest gerade die "Tauchen", vielleicht fängt sie ja doch noch an, Steffen versucht seine neue Uhr zu programmieren, doch macht
ihm hier die AIR-CONDITION einen Strich durch die Rechnung.
Es gibt jetzt gerade wieder Kaffee und Tee im Bus, muß sagen, das Busehepaar ist sehr freundlich und es ist ein angenehmes Reisen.
Wetter in der Tendenz sonnig und bewölkt, ab und zu regnet es mal, das läßt hoffen.
Jut, dit muß jetzt erst mal reichen.
Master Stef
Freitag, 28.06.2002, 19.05 Uhr, Munkedal
Autor: Antje
Nachdem ich in unserer fahrenden Pension mein drittes Becherchen Tee serviert, die zweite Sorte Kekse der Frau des Busfahrers geknabbert, mein
fünftes Nickerchen abgehalten & rundum zufrieden bin, werde ich meine ersten Schreibversuche starten. Zwar habe ich den Alltag in Berlin
gelassen, aber mein Rucksackanfangsgewicht hat sich von 18 kg auf 22,5 kg erhöht. Aber was soll's:
YIPPI !!! Wir sind nach dem verregneten Deutschland in das sonn-ige Dänemark geschippert & sind in
ca. 2 Stunden in Oslo Jetzt ist es zwar wieder etwas nieseliger, aber die nächtliche Bergen-Bahn wird uns schon eine kuschelige
Übernachtung bieten. Stefan hat etwas von Duschen im Zug gemunkelt - bei der Gelegenheit: wir haben Munkedal hinter uns gelassen -
aber wie ich Stefan kenne, will er nicht die Norm versauen und entsagt dem Vidda-typischen Komfort einer Dusche.
Die Landschaft ist jetzt auch schon felsiger und gerölliger geworden, Steffen fotografiert bereits und alte Erinnerungen werden wach.
Unsere Objekte der Begierde machen es wirklich spannend ⇒ noch haben wir keines von ihnen entdeckt. Aber keine Sorge, oh ihr
LEMMINGE, wir sehen uns und unternehmen noch was zusammen. (Hier sollte malerisch ein diabolisches Grinsen zu sehen sein,
das Niveau meiner
Zeichnungen entspricht leider noch den Felszeichnungen der Urzeit.)
O.K. Steffen Steffensen, Du bist wieder dran.
:)ntje
Freitag, 28.06.2002, 23.20 Uhr
Autor: Stefan
Es ist immer noch hell draußen! Inzwischen haben wir vom Bus in die Bergenbahn umgesiedelt. Hat alles problemlos geklappt. Zu meiner
Freude war die Bahnbeamtin wieder einmal, wie für Norwegen typisch, eine junge attraktive sympathische Frau. Ich glaub, ich sollte
doch hierher auswandern. Die Tickets haben uns je 468 NKR gekostet, ganz schön teuer, dafür fahren wir bald durch eine atemberaubende
Landschaft. Der Zug ist auch ziemlich gemütlich, nicht gerade der neueste, aber wer braucht das auch. Der Bus ist auch sehr gut
durchgekommen, wir waren schon 21.45 Uhr in Oslo. Hoffe, daß es bei Robert auch so gut klappt. So und nun warte ich auf die Schaffnerin,
ich bin ja schon guter Dinge.
Master Stef
Sonntag, 30.06.2002, 13.10 Uhr, Nirgendwo in der Hardangervidda
Autor: Steffen
Stef' hatte wohl etwas Pech, da ich glaube, es war ein Schaffner. Sein Wachen dauerte auch nicht ewig. Er ist wohl bald eingeschlafen. Wach
waren wir alle halb vier. Ausstieg um 4.12 Uhr pünktlich. So ging es gleich los. Erst mal wanderten wir Richtung Blåisen, einer
Gletscherzunge vom Hardangerjokulen. Leider haben wir ihn persönlich nicht gesehen. Aber die Gletscherzunge war schon beeindruckend.
Querfeldein hatten wir die erste Flußquerung. Nasse Füße: Antje hatte einen kleinen Wassereinbruch, ich bin mit Latschen
gewatet. Soll ja in meinem Alter Wunder wirken. Später haben wir noch mit 2 Norwegern gesnackt, das war ganz interessant. So erfuhren
wir, daß nicht alle Brücken stehen müssen. Viel weiter ging es den Tag auch nicht, da wir schon 9.30 Stunden hinter uns hatten.
Frisch und frei einen Schlafsack gewählt, noch etwas gegessen und los, ab ins Bettchen.
Am Morgen das große Erwachen, 12 h geschlafen, Wassereinbruch und es hatte geschneit oder tat es noch. Halbe Panik brach aus, aber wir
haben einen Asia-Snack gemampft, alles naß eingepackt und waren auf Schadensbegrenzung aus.
Jetzt sitzen wir hier bei Sonnenschein und machen Mittag (leckere Stulle mit Honig und Nutella). Die Sachen trocknen in aller Ruhe. Das Valley
of Hell ist fast durchschritten. Den Namen teilten uns die Norweger mit, die uns heute strammen Schrittes entgegeneilten. Jetzt heißt es
Ankleiden, packen und weiter.
Stef
Sonntag, 30.06.2002, 21.00 Uhr, Höhe: 1075 m
Autor: Antje
Was gibt es schöneres, als strahlenden Sonnenschein, einen klaren See, umrahmt von malerischen Felsen, die neben ihren schneebedeckten
Kuppen mit einem Gletscher prahlen können? Mutter Natur hat uns heute früh mit ihrem Schneeregen und den pitschnassen Schuhen eine
Lektion erteilt, aber dafür hat sie uns mit dem idealsten Zeltplatz, den man sich vorstellen kann, beschenkt.
Nachdem wir Großwäsche gemacht und mampfige Spaghetti mit Speck-Zwiebel-Majoran-Tomatensauce verspeist und unseren Milchkaffee
geschlürft haben, tauchten wir ins eiskalte Naß. Die Sonne ist nun zwar hinter unserer Canyon-Kulisse verschwunden - aber sie hat
auch in unseren Gesichtern die besten Spuren hinterlassen. Stef' kehrt grad von seiner Erkundungsreise zurück und hat von vielen
Pflanzlis berichtet. Die Pflanzenvielfalt hat uns bei den heute überwundenen 400 Höhenmetern abwärts echt verzaubert.
Natürlich haben wir nach dem toten Lemming auf unserem gestrigen Übernachtungsplatz endlich lebendige Vidda-Tiere getroffen:
mehrere Sumpfstelzen oder so was ähnliches, 2 Schneehühner, die sich ziemlich rülpsig anhören, und 2 Bergziegen (Mama mit
Glocke und Junges), die seelenruhig in kurzer Entfernung von unserem "Zeltplatz" mampften. Bei der Gelegenheit haben wir (Stef' und ich)
feststellen können, was Steffen für ein guter Anpirsch-Indianer ist. (Grins)
Ich werde mich jetzt so langsam in unser heutigen sonnigen Mittagspause getrocknetes Zelt begeben.
Der Weg ist jetzt übrigens besser zu bewältigen: nicht mehr so viele Steine und sanfter, auch wenn uns eine der
Flußüberquerungen von Breite und Fließgeschwindigkeit einigen Mut abverlangt hat. Trotzdem bin ich heute besser
zurechtgekommen, mein Rucki sitzt jetzt endlich richtig. Ich kann immer noch nicht glauben, hier in der Sonne um 20.00 Uhr nackt gebadet
zu haben, wenn ich mich an den heutigen, für mich apokalyptischen Morgen erinnere. Den Jungs geht es da nicht anders. Ich hoffe,
daß die liebe Sonne weiter so nett zu uns ist und daß wir das schwierigste Stück mit seinen kräftezehrenden Auf-
und Abstiegen sowie anstrengenden, uns doch sehr ins Schwitzen bringenden Schneefeldern hinter uns haben.
Ein Hubschrauber hat uns soeben auch gesichtet - na dann kann ich ja beruhigt ein großes Nickerchen halten.
So liebes Tagebuch, ich träume von einem wunderschönen 2. Vidda-Tag.
Deine :) ntje
Autor: Stefan
So, jetzt ist es 22.10 Uhr und es werden die letzten Schlafvorbereitungen getroffen. Inzwischen ist die Sonne hinterm Hardangerjokulen
verschwunden und es ist wieder kühler geworden.
Als wir gerade noch mal auf die Karte geschaut haben, stellten wir doch fest, daß das Valley of Hell doch auch in Norwegisch so
heißt "Helvetesgulet". Welch grausiger Name und ich muß zugeben, der Trail hat es heut echt in sich gehabt. Sehr extreme Anstiege
durch große Schneefelder haben uns wahrlich Kräfte geraubt. Der Blick ins Tal, die Sonne und der Gletscher "Leibotuskåki"
sind aber um so mehr Entschädigung dafür. Gestern hatte sich Antje nasse Füße geholt, tja und heut war ich dran, Mist
und so kurz vor dem Ziel. Irgendwie gab ein von Wasser unterspültes Schneebrett nach und schon stand mein gesamtes Schuhwerk unter Wasser.
Für die Anderen eine große Belustigung.
Inzwischen haben wir es von 1361 m ↑ auf 1450 m ↓ und wieder auf 1076 Höhenmeter geschafft. Steffens Uhr zeigt diesen Wert auch an, was
ihn glaube ich glücklich stimmt.
Ich muß jetzt aufhören, sonst bekomme ich mit Steffen Ärger, weil er soviel schreiben muß. Nein, nein mir wird jetzt
kalt und mein Schlafsack wartet.
Good Night. Stefan
PS: Heute müßte Deutschland oder Brasilien Weltmeister geworden sein, aber man bekommt hier nichts mit, man hat nicht mal ein
Handy-Netz.
Montag, 01.07.2002, 22.08 Uhr, Höhe: 970 m, Baro: 897 hPa
Autor: Steffen
Tagebuch der Selbstanzeigen, sage ich nur, aber alles nach der Reihe. Der Morgen wie immer: leicht verpennt und etwas regnerisch, aber wir
konnten vor Ort alles klären. Die Tour ging nur durch Schlamm und Pfützen. Bei den Ziegen und Schafen handelt es sich um
Zuchterscheinungen, also nichts mit "wilden" Tieren. Dafür haben wir ein Schneehuhn mit ihren Jungen aufgeschreckt. Die Mutter hat uns so
gut abgelenkt, daß wir nicht mitbekommen haben, wohin die Küken sind. War interessant.
Antje hatte heute einen nicht so guten Tag erwischt, aber morgen geht es bestimmt besser. Wir haben ein paar Höhenmeter gemacht und unser
Ziel trotz widriger Umstände erreicht. Kurz vorm Ziel mußte ich noch mal für Unterhaltung sorgen. Bei einer Schlammdurchquerung
bin ich fast der kompletten Länge vorwärts in den Schlamm gefallen. Toll! Lecker! Mein Wanderstock hat seinen Teller verloren, aber
sonst hat man an Erfahrung gewonnen.
Jetzt steht unser Zelt am See und rechts von uns ist ein kleiner Wasserfall oder große Stromschnellen, wie auch immer.
Morgen legen wir einen ruhigeren Tag ein, lassen das Zelt stehen und wandern so etwas durch die Gegend. Wenn uns das Wetter nicht wegschwemmt,
lassen wir es uns gut gehen.
`Cao, Stef
Autor: Antje
Hallo, mein liebes Tagebuch. Heute werde ich nicht so viel schreiben, der Tag heute hat mich ordentlich Zähnezusammenbeißen gekostet.
Irgendwie war mein Akku alle, ich war um vieles ängstlicher beim Tritt und der Rucksack ließ meinen Rücken ächzen.
Natürlich hat uns allen das Morastige zu schaffen gemacht. Bin froh, daß wir trotz meines Tiefs unser gestecktes Ziel erreicht haben:
den Sysenvatnet.
Den morgigen Tag werde ich damit verbringen, meine "Wunden" zu lecken und meine Knie und den Rücken wieder auf Vordermann zu bringen. Ich
habe heute ernsthaft daran gezweifelt, das alles so viele Tage durchzustehen. Manchmal wünschte ich, ich hätte noch ein weiteres
weibliches Wesen an meiner Seite - aber meine beiden Männer geben schon ihr Bestes. Vielleicht sollte ich einfach meinen Ehrgeiz etwas
zurückschrauben.
Jetzt werde ich doch lieber in meinen Schlafsack flüchten, die Mücken schreckt das nach Aal stinkende "Mückenfett" nicht mehr ab.
In der Hoffnung, daß ich mich morgen wieder einigermaßen erhole, schlafe ich gleich ein.
:( ntje
PS: Habe heute mit meinen Ellis telefoniert, war schön, ihre Stimmen zu hören. Deutschland - Brasilien 0:2.
Autor: Stefan
Regen, Regen das war die morgendliche Begrüßung. Auch immer wieder stundenweise Nickerchen brachten nicht die erhoffte Wetterbesserung. Tja, irgendwie hatten wir uns unseren Erholungstag anders vorgestellt. Drum kam auch schon früh die Diskussion auf, ob wir nicht lieber doch weiterlaufen. Steffen und ich entschieden uns dann bis zur nächsten Hütte zu laufen, um zu sehen ob sie offen ist. Schnell war sie erreicht und zu unserer Freude offen und menschenleer. Also schnell zurück und Antje geholt. Nachdem wir nun alles zusammengepackt hatten, noch die restlichen Nudeln vom Vortag gegessen haben ging's los. Zu Antje´s Freude war nur eine Wegstunde zurückzulegen, zu unser Freude kam noch eine sehr schöne wacklige Hängebrücke von der Antje noch nichts wusste. Nein, nein so fies sind wir ja dann doch nicht.
Steffen sprach gestern so schön von Selbstanzeigen. Wenn wir die Reihenfolge einhalten müsste eigentlich Antje dran sein, aber Pustekuchen, mich hat es erwischt. Die letzte Sprosse einer Eisenleiter, welche übers Wasser gelegt war, gab mir nicht den Halt wie erhofft, aber es hat nur einen Schuh erwischt, hehe.
Na ja, jedenfalls waren es nur noch wenige Meter bis zur Hütte "Kjeldebú". Aus der einsamen Hütte wurde inzwischen eine gut besuchte Hütte. Von Hamburg bis Köln alles dabei. Da biste im nirgendwo und triffst immer noch Deutsche. Zwei Norweger haben aber zum Glück auch her gefunden und stellen zu unserem Erstaunen den Beweis dafür dar, das die Zeitangaben auf den Karten doch annähernd zu schaffen sind, allerdings mit viel, viel weniger Gepäck. Jedenfalls fand ein guter Erfahrungsaustausch statt. Im Trockenraum hatte sich inzwischen auch Saunaklima entwickelt und ich und die anderen werden morgen wahrscheinlich trockene Schuhe haben. Sehr ungewohnt. Im Moment grübeln wir darüber wie und wohin wir die Tour weiter fortsetzen. Irgendwie müssen wir uns ja auch noch mal mit Robert treffen. Alles gar nicht so einfach. Meine Lemmingejagd entwickelt sich auch immer mehr zum Disaster, sie wollen sich einfach nicht zeigen, die einzigen die wir bisher gesehen haben waren schon tot und gaben sonderliche Gerüche von sich. Draußen regnet es inzwischen wieder und es ist sehr ungewohnt dies durch ein Fenster aus dem warmen zu beobachten. In diesem Sinne für heute
Stefan
Ps: Bevor ich es vergesse, der Kaiserschmarrn war sehr lecker mit Honig. Wie wir hier festgestellt haben, purer Luxus! wir sind schon 'n paar ...
Donnerstag, 04.07.02, 22.30 Uhr Eidfjord (6ter Tag)
Autor: Antje
Nachdem meine beiden Männer überfressen eingeschlafen sind und es draußen wieder einmal regnet, schlage ich die Zeit mit ein paar Zeilen tot.
Gestern am 5ten Tag unserer kleinen Odyssee haben wir 10.55 Uhr meine geliebte Hütte verlassen und haben noch festgestellt, dass die Norwegerin und ihr liebenswerter alter Herr doch der deutschen Sprache etwas mächtig waren.
Die Strecke begann mit langsamen Aufstieg, natürlich ging es zwischendurch wieder auf und ab, bis wir doch wieder 200 Höhenmeter erstapft hatten. Die beiden Limburger Jungs und auch der Kölner in der Hütte hatte uns von Schlamm noch und nöcher berichtet - wir hatten aber das Glück herauszufinden, das der Weg keinesfalls dem des 3ten Tages (meines niederschmetternden Tages) das Wasser bzw. den Sumpf reichen konnte. Endlich hatten wir dann auch die Ebene erreicht und konnten uns ein Bild von dem uns noch bevorstehenden Weg machen: wellige Weite, die zwar schön, aber auch nass und ebenfalls matschig war und ein kaltes strenges Lüftchen, das unter die Haut ging. So war unsere kurzfristig einberufende Mittagsrast, die wieder aus dem restlichen Pumpernickel, Marmelade, Nutella Honig und unserem vielgeliebtem Wurstdessert bestand, doch recht kurz gehalten. Weiter ging's: ich stellte wegen meiner eisigen Hände fest, dass ich auch ohne diese Stöcker laufen konnte, die mir so ans Herz gewachsen sind, und die Männer hatten ihren Fototermin mit einem relativ undünnen Lemming. Soweit ich weiß regierte er nur bei derber Wortwahl. Jetzt ist er zu Stefans großer Freude endlich bildlich festgenagelt.
Ich habe zu dieser Zeit bereits die Dyranút Hytta in meinem Blick und konnte gar nicht schnell genug dorthin kommen. Bei unserer dortigen Rast teilte ich Steffen und Stefan meinen Entschluss mit die Tour abzubrechen. Den schweren Rucksack und die kleinen Wehwehchen mal außen vor- ich war an dem Punkt angekommen, den ich befürchtet hatte bereits am dritten Tag: physische Niedergeschlagenheit und die fehlende Freude an der ganzen Sache. Meine innere Uhr hält sich nunmal lieber an die liebe Sonne.
Der Schlamm, die permanente Feuchtigkeit und die Kälte tat dann ihr Rest. Sicher ich bin froh, dass ich doch soviel mit dem Rucksack gelaufen bin und Steffen und Stefan mich versucht haben, mental wieder aufzurichten, aber mein Eingeständnis ist mir nicht leicht gefallen. Ich hatte mich auf die Tour zu viert gefreut und für Steffen ist der Spaß jetzt vorbei.
Wir haben uns danach entschlossen, den Bus nach eidfjord zu nehmen und uns dort eine Hütte zu suchen. Der Bus ging erst 17:45 Uhr und so hatten wir noch ausgiebigst Zeit, viele Kronen für etwas Tee und Kaffee zu verjubeln. Bei der Busfahrt hat uns allen denke ich das Herz geblutet, Steffen und mir, weil es nun vorbei war und wir der Zivilisation entgegenfuhren und Stefan, weil er sich vor den Höhenmetern gruseln musste, die er wieder auf die Vidda hinauf muss. In Eidfjörd angekommen (nach 1h) haben wir doch sehr wegen der Preise für die Hütten geschluckt (Eidfjord Hyttegrend, letzte freie Hütte mit 3 Schlafräumen: 800 nKr/Nacht), nun haben wir aber mit Hilfe der Tourist-Info für 250 nkr/ Nacht eine doch sehr spartanisch eingerichtete Hütte gefunden. Der Mann den wir vor 2 Jahren in der Information dort schon arbeiten sahen, lieferte uns persönlich mit seinem Auto die paar Meterchen bis vor die Tür ab. Sind schon schnuffig die Norweger.
Nachdem Stefan noch ein wenig Wäsche gemacht und wir die Wärme der Dusche genossen hatten zerbrachen wir uns doch etwas den Kopf für den weiteren Weg für Steffen und mich und den Wandereinstieg für Stef´ und Robi .. Stef´ klemmte sich noch mal für mich über die Karte und präsentierte mir zum einschlafen einen für mich schaffbaren Wanderweg, da ich nicht alles über Bord werfen wollte.
Am nächsten Morgen (11:30 Uhr) nach einem Einkauf im Schlaraffenland, stand mein Entschluss fest, abzubrechen, auch wenn ich ihn wegen meines schlechten Gewissen im Laufe des Tages noch mehrfach umschmeißen wollte.
Wir sind dann die Straße entlang bis zum Sima-Kraftwerk gelaufen und haben uns dort einen doch sehr stark beeindruckenden Film über den Bau des Kraftwerks angesehen. Aber das 700m in den Berg reinfressende Kraftwerk war schon eine Wucht für sich. Dort stehen vier hunderte von Tonnen schwere Turbinen, von denen die beiden größeren halb Oslo an einem kaltem Wintertag versorgen können. Aber ich will hier nicht mit technischen Daten langweilen - hat mich nur doch sehr erschlagen und man sieht von außen nur ein großes Tor im Berg.
Wieder in unsere kargen Unterkunft angekommen, haben wir noch die restlichen Einkäufe erledigt und haben die weit geschleppten Mehlvorräte in äußerst leckere Vollkorn-Kräuter-Schinken-Bannocks verwandelt. Dem Vermieter unserer Hütte hat Steffen natürlich sogleich ein solches mit fachmännischen Erklärungen überreicht. Um Stefans Gewicht des Kartoffelbreies und natürlich der restlichen Kräuter mit sorgfältig eingeweichten und "gesiebten" Pilzen verspeist. Und jetzt liegen die Beiden zusammengerollt in Ihren Schlafsäcken wie Max und Moritz.
Robi wird die Erfahrung machen müssen, mit dem Bus in diesem Verschlafenen Nest nicht so anzukommen, wie er das will. Leider erreichen wir Ihn nicht telefonisch, die Free-and-Easy Karte von Pauls Handy bringt Robi im Ausland gar nichts. Hoffentlich finden wir einigermaßen glücklich zueinander. Steffen und ich fahren nach Hause. Dies ist zwar eine doch sehr schmerzliche, aber die für uns einzige logische Konsequenz meines Abbruchs - man darf gar nicht über das Geld nachdenken, was für Fortbewegung und Übernachtung hier in Norwegen draufgeht- von der Verpflegung mal ganz abgesehen.
Dann werde ich mal meine Schreibwut eindämmen.
Liebes Tagebuch, pass mir gut auf Stefan und Robi auf. Ich nehme die wunderschönen Ausblicke mit und fahre auch wegen des noch anhaltenden Regens mit einem nicht ganz so unglücklichen Gesicht nach Hause, auch wenn es schwerfällt. Ich danke Steffen das er für mich zurücksteckt.
Gute Reise, liebes Tagebuch - Deine Antje
Autor: Stefan
Heute nun muss mein Zelt seinen ersten Regentest überstehen und bisher macht es sich ganz gut. Auf den Weg zur Hütte Remesdalen, haben wir uns kurzer Hand entschieden auf einer kleinen grünen Insel zwischen Schneefeldern und mit Blick auf die steil ansteigenden Berge, unser Zelt aufzustellen. Der erste Regen hat uns dann ins Zelt gescheucht und jetzt kommen wir hier irgendwie nicht mehr raus. Nicht weil es regnet, sondern eher weil unsere Schlafsäcke so schön warm sind. Ich nehme mal an, das es die geplanten Nudeln dann morgen zum Frühstück gibt. Ich muss ja eh sagen, das es langsam hier zu einer Zumutung wird soviel Essen zu müssen und das auf einer Rucksacktour. Doch erst mal noch mal zu gestern.
Nachdem ich die Fressaktion gut überstanden hatte und meine Nacht gut durchgeschlafen hatte, stand am Morgen definitiv fest, das Antje und Steffen abreisen. Robert habe wir auch nicht mehr erreicht, sodass er wohl den ganzen Morgen in Geilo zubringen musste.
Antje und Steffen waren mit packen beschäftigt und meiner einer für die weitere Tour. Kurz nach 14 Uhr war es dann Gewissheit und Robert stand strahlend vor uns am Bus. Tja nun schnell Sachen von Robert begutachten und umpacken, denn 15:50 Uhr fuhr schon wieder unser Bus. Schnell noch das Zimmer aufgeräumt und auf Wiedersehen Eidfjörd. Mit Steffen hatte ich beschlossen, dann doch wieder in Dyrannut in die Hardanger einzusteigen und das taten wir dann auch. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, fuhr der Bus mit Beiden hinfort und nun standen nur noch Robert und Ich auf dem Parkplatz. Lemminge wollten sich diesmal nicht auf der Strecke blicken lassen, auch kam mir die ganze Strecke etwas trockner vor als die Tage zuvor. Die Hütte war nach 3h erreicht und wir legten erst mal ein Päuschen ein. Es geht doch nichts über frisches Flußwasser mit Müsliriegel. Weiter ging es über die Stahlleiter und Hängebrücke, Robert wollte einfach keinen Fehltritt machen, so kamen wir nach 1 Stunde zu unserem "Zeltplatz" trockenen Fußes an. Das Zelt stand nach wenigen Handgriffen. Robert war auch ein wenig geschafft, sodass wir nur noch was gegessen haben und dann rein in die Schlafsäcke. Dafür das er so kaputt war konnte er aber noch ganz schön lange quatschen. Nächsten Tag hieß es erstmal ausschlafen und so haben wir uns erst um 12 Uhr aus dem Zelt getraut. Nach dem Frühstück und Abbau ging es dann weiter. Die Höhenmeter wollten und wollten kein Ende nehmen, sodass wir ziemlich fertig oben ankamen und erstmal bei einmaliger Aussicht ne Tüte Trockenaprikosen vernichten mussten. Oben waren die Wege wieder normal gehalten und Bäche, Schneefelder und Matsch wechselten sich ab. Zu meinem Leid musste ich feststellen, wie blöd doch Schluckauf bei über 25kg Gepäck sein kann, gute Ratschläge halfen fürs erste, aber bald kam er wieder. Nun zelten wir hier auf einer schönen Wiese. Ich schätze wir habe noch 2-3 Stunden zur Hütte, liegen also gut im Plan.
Der Stefan
Montag 21.30 Uhr Nachtrag für So 07.07.02
Auf schmalen Grat
Autor: Robert
Unsere perfekten mit Bergziegen-artiger Trittsicherheit ausgestatteten, bei Wasserüberquerungen trockenen und bequemen Lowa Wanderstiefel haben heute ihren Meister gefunden. Eine kaum sichtbare blassgrüne Felsenflechte, die sich unter Wassereinwirkung in eine teuflisch rutschige, schmierseifenähnliche Substanz verwandelt. Zuerst wurden wir immer langsamer bis wir nur noch mit vorsichtigen Trippelschritten über die schiefe Ebene bewegten.
Plötzlich hielt es mich nicht mehr auf den Beinen (bzw. meine Sohlen auf der Schmierseife) und bevor ich so richtig zu mir kam verschwand ich hinter der Kante. Stefans Entsetzensschreie in den Ohren ... aber der Reihe nach.
Nach gut 12stündiger Nachtruhe haben wir uns um so Mittag aus dem Zelt gequält.
Nun holten wir erst mal das vergessene/verschlafene Abendbrot nach: 1/2 Packung Spaghetti mit Speck, Schinken, Röstzwiebeln und Tomatenmark. Da läuft mir beim Aufschreiben schon wieder das Wasser im Munde zusammen.
Danach waren wir so abgefüllt das wir noch eine halbe Stunde Ruhe brauchten, ehe wir alles einpacken konnten. Nach den ersten paar Schritten kam uns eine Wandergruppe entgegen mit der wir uns nach den ersten Brocken Begrüßungsenglisch fließend auf Deutsch unterhalten haben. Sie waren voll Bewunderung über unsere Zeltnächtigung. Dann warnten Sie uns vor einer Flußüberquerung die nicht trockenen Fußes zu schaffen sei. Wir dachten an unsere Lowa Stiefel und uns unseren Teil.
Einige Wasserläufe, Geröllhalden und Schneefelder (bei denen wir bedauerte keine Ski bei zu haben) später sahen (ich zum ersten, Stefan zu x-ten mal) den Gletscher "Rembesdalskaki". Ein atemberaubender Anblick, der umso besser wurde, je weiter wir zu ihm hinabstiegen. Tief zerklüftetes Eis an der Oberfläche schmutzig grau und im Inneren leuchtet blau. Das Gletscherschmelzwasser speiste einen Bach, der sich in ein paar Wasserfälle später in den Stausee ergoss. In den Geröllhalden waren die rutschigen Steine noch bezwingbar, da wenigstens eine Kante senkrecht nach oben zeigte. Nun kamen aber die schiefen und mit ihnen meine Rutschpartie............die glücklicherweise nach einigen Metern von Felsen gestoppt wurde.
Dies sollte nicht das einzige Malheur bleiben.
Der Abstieg wurde immer schlimmer und wollte kein Ende nehmen. Wir bewegten uns wie auf rohen Eiern und waren heilfroh, als wir unten an der ersten Brücke ankamen. Zu früh gefreut. Noch ein / zwei Rutschpartien bei den wir einen Lemming und etwas größeres beobachten konnten.
Jetzt mussten wir uns nur noch entlang eines Steilhangs um den halben See durchschlagen. Natürlich gespickt mit Geröllfeldern und hüfthohem Gestrüpp. Zur Besserung trug nicht gerade bei, dass ich das rote T unseren Wegweiser aus dem Auge verlor und auch bis zur Hütte nicht wieder fand.
Jetzt musste Stefan noch was passieren. Als ich mich nach seinem Schrei umdrehte, lag er Kopf über am Hang. Zum Glück hatte er sich nur am Knie die Sehne gezerrt.
Endlich an der Hütte angekommen schlugen wir drei Kreuze und holten frisches Trinkwasser. Während wir uns auf den Stufen bei Schokolade, Trockenobst und Nüssen erholten wurden wir von zwei Norwegerinnen, die in der Hütte hausten, begrüßt. Sie erzählte von Wanderung um den See, berieten uns bei unserer Zeltplatzsuche und verrieten uns ihre Badestelle. Die Zeltplatzsuche zog sich dann noch etwas in die Länge, da die alle halbe Stunde über den See kriechende Wolke gerade alles vernebelte. Schließlich fanden wir aber doch ein schönes Plätzchen, zwischen See (in dem es sogar Fische geben soll -aber Stefan hat "zufällig" gerade jetzt seine Blinker verloren) und Weg.
Der Nachzügler Robi
Montag 08.07.2002, 23 Uhr (bei Lampenlicht)
Autor: Robert
Nach gut 12 Stunden Schlaf (wieder einmal) war die Morgensonne schon Vergangenheit. Es regnete gemütlich vor sich hin und so beschlossen wir noch ein wenig zu ruhen bzw. zu lesen. Zwischendurch gab's Salami, Nüsse, Trockenfrüchte, Bannock, Nutella, Marmelade und Honig. So musste erst als das Trinkwasser knapp wurde das Zelt das erste mal verlassen werden. Dies war gegen 21 Uhr.
Egal wie lange man sich auf der Isomatte wälzt, die Rückenschmerzen wollen nicht weichen. Endlich ist wieder eine wohlverdiente Nachtruhe angebrochen (23:15).
Gute Nacht - Der Langschläfer Robi.
Autor: Stefan
Guten Morgen
...also ich bin wach, Robi macht noch keine so richtigen Andeutungen in nächster Zeit aufzustehen. So einen ganzen Tag rumliegen, da muss ich Robi recht geben, geht ganz schön auf den Rücken, dafür geht es meinem Knie schonwieder besser, mal sehen wie es sich beim laufen macht. Doch vielleicht noch ein paar Worte von mir zu den letzten 2 Tagen. Unsere Wanderung "Auf schmalen Grat", war eine doch für mich sehr bewegende Tour. Landschaftlich einmalig, denn selbst wenn es mein x-ter Gletscher war, war er noch nie so gut zu sehen bzw. so schön. Es ist schon faszinierend wie einem das blau aus dem Eis entgegegenstrahlt. Bin froh das wir uns noch entschlossenen, dort eine Pause zu machen, denn was nun kam war nervenaufreibend und schweißtreibend. Bei trockenem Wetter wäre die Strecke sicherlich mit unserer supergrip Sohle ein normales Hindernis gewesen, doch die Dauerberegnung an diesem Tage, machte aus den Steinen Rutschen, die selbst den Spaßbäder in good old Germany Konkurenz gemacht hätten. Und so kam was nicht zu vermeiden war. Ein falscher Schritt von Robert und er saß auf seinem Allerwertesten, erst mal ich so schlimm, doch setzte sich seine Person jetzt in Bewegung und bevor man sich´s versah schaute Robert von 3-4m tiefer nach oben. Mich hatte es diesem Augenblick auch schon von den Beinen gerissen und in meiner Panik, ob Robert etwas passiert sei, war ich außerdem damit beschäftigt, nicht auch noch hinterher und vielleicht auf ihn drauf zu rutschen. Irgendwie war ihm das Glück holt und außer ein paar Schürfwunden an der Hand war alles ok. Eine Stunteinlage die selbst Hollywood Konkurrenz macht. Bis dahin wusste ich noch nicht, das auch ich mich noch ledern werde. Der Weg war danach für mich von Adrenalinstößen übersät. Immer wieder verlor man an verschiedenen Stellen den Halt und es wollte kein Ende nehmen. Nach den Brücken hatte wir das allerschlimmste überstanden. Trotzdem mussten wir uns noch einen Steilhang bis zur Hütte durchschlagen, der aber schon etwas bewachsener war. Tja und dann passierte es. Ein Stein gab nach und holter die polter lag ich auf den Knien, vorne abgestützt um nicht die Böschung runterzurutschen. Da ich auf den Knien gelandet bin rutschte natürlich mir auch noch der Rucksack über den Kopf, was das aufrichten nicht gerade erleichterte. Wie ich da hing sah bestimmt auf seine Art lustig aus. Irgendwie habe ich mir dabei mein Knie angeschlagen und der Ruhetag hat so ganz gut getan. An der Hütte angekommen, haben wir wie Robi schon sagte wirklich 3 Kreuze gemacht. Umso erfreulicher das zwei junge Norwegerinnen auf der Hütte ihre Zeit verbrachten. Und Steffen du brauchst jetzt nichts sagen, ich weiß selber das es blöd war weiterzugehen. Den Rest hat ja Robi schon genug erläutert, aber auch ein Ruhetag kann sehr aufregend sein, was man alles essen muss.
Der Stefan
PS: Jetzt wird aufgestanden.
Autor: Stefan
Guten Abend
Mhm, die heiße Schokolade vor meiner Nase verstreut ein herrliches Aroma. Der Raum ist wunderbar warm, schön in Holz gehalten und durch eine riesige Fensterfront kann man zuschauen wie der Regen die Berge einhüllt und auf dem Finsevatnet sich die kleinen Wellen kräuseln.
Ja wir sind in Finse und haben uns für unsere letzte Nacht auf der Hardanger in einer vollbewirtschafteten Hütte (DNT) breit gemacht. Doch was geschah davor ???
Heute mal nicht so spät aufgestanden, begrüßte uns ein bewölkter Tag. Der Hoffnung aufkommen ließ, das sich irgendwann die Sonne durchsetzt. Selbst Robert stand freiwillig auf, sodass wir uns an die Bereitung unseres Frühstückes machen konnten. Da wir noch Massen Reis von unserem Asia Abend hatten, erwärmten wir diesen in Wasser mit Milchpulver und Kakao, sozusagen Outdoorer Milchreis und man kann ihn essen! Nachdem wir dann wie fast jeden Morgen unser Zeug sortiert und gepackt hatten, konnte es losgehen. Zwischenzeitlich kam noch unsere kleine Norwegerin vorbei und erkundigte sich ob alles ok sei, schließlich campten wir ja schon die 2te Nacht. Zum Leid unserer Muskeln und Knochen erwartete uns zu Beginn man wieder ein nicht unerheblicher Anstieg, doch als wir oben ankamen, entschädigte uns ein atemberaubender Blick weit, weit über die Hardanger. De Weg war erstaunlich gut und so ging es flott die Wegstrecke entlang. Gespickt von schönen Seen, sehr hohen Bergen und Schneefeldern. Mein einziger Argwohn galt dem, was sich hinter uns am Himmel entwickelte. Dunkle Wolken, die sehr, sehr tief lagen und definitiv so nicht über die Berge kommen konnten ... und ich sollte Recht behalten. Es dauerte nicht mehr lange und es brach über uns herein. Man hatte das Gefühl in den Wolken wurde nur noch der Hahn aufgedreht. Zu schaffen machte auch der stark zunehmende Wind, der uns so auch den Regen von der Seite ins Gesicht drückte. Forrest Gump lässt grüßen, Regen von oben unten usw. Zelt aufschlagen fiel somit aus und schnell stand die Entscheidung fest das wir dann wohl bis Finse durchziehen. Vorangepeitscht von Regen und Wind schlugen wir uns über Flechten, Moose, Schnee und Steine. Wir wollten es fast selbst nicht glauben als wir nach 7 Stunden Tour und davon 5 Stunden Dauerberegnung Finse erreichten. Und nun sitzen wir im Warmen, die ganzen Sachen sind aufgehangen zum trocknen und wir konnten uns sogar duschen, was die morgige Oslotour dadurch ein wenig angenehmer gestalten wird. Trotzdem, die Knochen tun uns heut besonders weh, da es ein ganz schöner Ritt war. Ok, morgen geht es nach Oslo, bin schon gespannt. Menschen, viele Menschen mal sehen, ob ich damit noch umgehen kann.
Der Stefan
Donnerstag, 11.07.2002, 5:50 Uhr
Autor: Stefan
X X X
Zur näheren Bedeutung komme ich später!
Autor: Robert
Wir haben den Bus geschafft. Trotz Love Parade am nächsten Wochenende und des Umstandes das unser Ticket ja auf den 12.7. ausgestellt war.
Trotz seiner Befürchtungen, dass das mitreisende Baby ihn um jeden (nach nur 8h auf der Hütte und 0h in Oslo auch wohlverdienten) Schlaf bringen könnte, schläft Master Stef neben mir als gebe es olympisches Gold zu gewinnen. Ganz im olympischen Geist legte er aber gerade eine Pause ein um uns mit einer Schokolade zu stärken.
Da der letzte Trockenraum auf der Vidda von einem "Wanderfreund", der seine Schuhe direkt vor den Heizlüfter hing, sabotiert wurde, mussten wir Oslo zumindest anfangs feuchten Fußes erkunden. Nichts desto trotz hatte Oslo einige Überraschungen zu bieten. Einen Yogakünstler, der während er schulternausrenkend durch 2 Tennisschläger kletterte auch noch seine Gedärme im Brustkorb versteckte. Den großen Regen haben wir mit Kino bei "Spiderman" abgewartet. Die restlichen 5 Stunden mussten wir, da der Bahnhof Oslos von 1:30 bis 4:30 Uhr nicht geöffnet ist, am Hafen auf einer Bank, bzw. vor "Earth from above" Bildern, die auf ihrer Wanderausstellung die aktualisiert und erweitert jetzt in Oslo angekommen war, verbringen.
Nun erwarten wir nur noch wundenleckend unser gemütliches Berlin.
Der trockenaprikosenessende Robert
Autor: Stefan
Berlin hat die letzten 2 Aussteiger wieder und nun gilt es für mich leider nach knapp 2 Wochen das Tagebuch zu schließen. Zuvor jedoch noch ein paar letzte Worte zu unserer Heimfahrt. Meine Drei Kreuze waren, wie sich herausstellen sollte doch zu früh gesetzt, besser wären zwei gewesen und das dritte in Berlin. Angekommen in Oslo war man von dem ganzen Gewusel der Leute leicht geschockt, schließlich verbrachte man die ganze letzte Zeit im Niemansland. Nachdem unsere Suche nach Schließfächern geglückt und wir unter starken Körpereinsatz unsere Rucksäcke in jenen Hineingequetscht hatten, konnte es los gehen. Einmal quer durch Oslo, jede Treppe war für uns von neuem eine Qual, da unser Muskelkater immer noch anhielt.
Eine schöne bunte kleine Hauptstadt mit vielen hübschen Frauen, natürlich auch Männern. Nachdem wir uns über den Kinoabend geeinigt hatten, kamen wir in den Genuss der Osloer Kinoszene. Klein aber fein, so kann man sie umschreiben. Da ich Spiderman noch nicht kannte, war es ein sehr amüsantes Kinoerlebnis, schließlich gab es norwegische Untertitel. Zurück im Bahnhof, kamen wir diesmal dann doch nicht am Bürgerking vorbei und hinter uns fielen auch gleich die Rollläden. Vorzeichen dafür, das wie wenige Minuten später feststellen mussten, der Bahnhof von 1:30-4:30 Uhr geschlossen ist. Also hotteten wir total müde wieder durch das nächtliche Oslo, bis wir auf der Pier eine kleine Bank fanden, die uns für einige Stunden Ruhe spendete. Gegen 5 Uhr saßen wir nun am Busbahnhof und stießen Gebete gen Himmel, das doch im Bus ein Plätzchen für uns frei wäre. Und? Genau, es war noch etwas frei. Wir schliefen beide um die Wette, wobei ich wohl den besseren Platz hatte. 20km vor Lübeck war dann aber Schluss mit lustig, und ein defekter Keilriemen setzte unserer Heimreise ein gar plötzliches Ende.
Drei Stunden sollte es dauern, bis ein neuer Bus hinter uns stand. 1:15 waren wir dann in Berlin, leicht kaputt. Da ja in unser ach so großen Weltstadt um diese Uhrzeit keine Bahn mehr fuhr, entschieden wir uns schnell für ein Taxi. Tja und nun sind wir wieder da. Irgendwie ist die Zeit doch verrannt, doch sie war schön, voller intensiver Erlebnisse, anstrengend aber auch ausgleichend, manchmal bedrohlich dann aber auch wieder sanft und weich.
So du großes Reisetagebuch, mögen alle die Dich lesen Freude darin finden, wir hatten es.
Der den Jokulen umrunden durfte - Stefan
PS: 78kg BMI 11,7% macht 7Pfund und 6,5% BMI weniger, geht ja noch.
©2002 by
Robert Gurisch
- last modified 20.03.2003 18:00.